Ja different ist hier vieles.
Ich fang ma mit dem Essen an. Das japanische Frühstück- man bekommt fast dasselbe wie Abends, nur ist es am Morgen ein bisschen schwierig für mich Reis, Suppe und Salat zu essen. Die Einheimischen essen Morgens immer rohes Ei- das vermengen sie mit dem Reis und schlürfen es genüsslich. Ich versuche immer ein gekochtes zu bekommen. Tsuda hat mir gezeigt wie ich testen kann ob ein Ei roh ist, oder gekocht- man legt es auf den Tisch und dreht es wie einen Kreisel, wenn es sich schön rund dreht ist es gekocht, wenn es „eiert“ ist es roh 🙂
Tsuda will immer dass ich alles koste und zeigt mir wie man was genau ist, und was man tun darf und was nicht, das ist echt spannend- letztens hat er mich „gezwungen“ Ramen mit rohem Ei zu probieren…wenn man es vermengt und es nicht mehr so genau sieht, schmeckt es gar echt nicht schlecht, aber im meinem Kopf ist es trotzdem noch ein rohes Ei 🙂
Meisten läuft der Fernseher wenn gegessen wird- find ich komisch, aber da bekommt man wenigstens ein paar Nachrichten mit, sonst hätte ich von dem Erdbeben, das vor Kurzem auf der Nebeninsel war gar nichts mitbekommen.
Das Schlürfen und Rülpsen find ich auch extrem gewöhnungsbedürftig!
Abends bekomm ich immer ein vegetarisches Menü (dafür sorgt Tsuda)- lauter leckere Sachen! Tempura- frittiertes Gemüse, Salate, Nudeln, Reis, Suppe, Obst,…
Das mit dem vegetarischen Essen ist hier teilweise auch gar nicht so einfach wie ich dachte, einige wenige Unterkünfte lehnen es ab vegetarische Menüs zu machen, dann kauf ich mir einfach selber was.
Zusätzlich zu dem reichhaltigen Frühstück und Abendessen ess ich momentan ca. 3-4 Packungen Kekse und Mehlspeisen am Tag als Wegzerrung- das brauch ich um den Tag zu überstehen 😉 !
Mit den Stäbchen ess ich schon wie eine Japanierin- Takamoto hat ich schon gelobt 😉 !
Die Einheimischen lieben es ihr Essen zu teilen- fast jeden Abend kommt Tsuda zu mir und sagt- you need to help me… to reduce my weight- damit meint er natürlich nicht sein Gewicht, sondern das seines Rucksack’s 🙂 ! Und dann gibt er mir immer lauter leckere Sachen!
Unterkünfte haben wir immer Unterschiedliche. Ich hab fast immer ein Einzelzimmer.
Da gibt es die Ryokans- das sind die traditionellen japanischen Unterkünfte. Man schläft auf Futons (also am Boden) – manche Futons sind weicher, manche so hart, dass man glaubt man liegt eh am Boden. Wenn es möglich ist leg ich mir immer mehrere Futons übereinander (Prinzessin auf der Erbse wie ich nun mal bin 😉 ) Das WC und das Bad sind am Gang, aber es wird sehr darauf geachtet dass jeder seine Zeit im Bad hat. Jedes Bas hat einen Onsen (von denen hab ich euch ja schon erzählt).
Dann gibts da noch die Minshukus (von denen ab ich euch auch schon erzählt) die sind den Ryokan sehr ähnlich, aber etwas kleiner und familierer.
Und die Business Hotels- da hat jeder sein eigenes Bad, sein eigenes WC und ein Bett- so wie man es eben bei uns kennt.
Ich freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind an Weihnachten, wenn ich wiedermal in einem Bett schlafen darf- die kleinen Freuden des Alltags 😉 ! Letztens als wir nach ca. 1 Woche wiedermal eine Unterkunft mit Bett hatten bin ich völlig euphorisch aus meinem Zimmer gekommen, und hab gesagt- wow, there is a bed in my room! Und Tsuda hat völlig trocken gemeint- congratulations!
Dann haben sie für jeden Raum eigene Schlapfen- das ist auch sehr gewöhnungsbedürftig!! Beim Betreten eines Hauses zieht man als erstes die Schuhe aus, und die Hausschlapfen an, die zieht man aber beim Betreten des Zimmers wieder aus. Wenn man aufs WC muss, zieht man zuerst seine Hausschlapfen an, und beim Betreten des WC’s zieht man sie wieder aus, und zieht die WC-Schlapfen an. Wenn man außer Haus geht gibt es dann wieder eigene Schlapfen, und das funktioniert auch so auf Balkonen und Terassen. Manchmal kommt man vor lauter Schlapfen an- und ausziehen fast ein wenig durcheinander- aber nicht nur ich :-)! Letztens wollte ich morgens aufs WC gehen, da sind die Hausschlapfen von Takamoto vorm WC gestanden, und die WC-Schlapfen vor seinem Zimmer 🙂
Nun zu den Einheimischen- manchmal hat man das Gefühl die kennen sich alle! Die sind so wenig kontaktscheu, dass es schon unheimlich ist! Die treffen aufeinander und quatschen als ob sie sich schon ewig kennen- das find ich witzig! Auf mich kommen sie immer zu und fragen ganz viele Sachen- meistens auf japanisch. Wenn ich dann sage sumimasen wakarimasen reagieren sie auf zwei verschiedenen Arten. Diejenigen dir nicht englisch sprechen reden einfach weiter, und diejenigen die etwas englisch können fragen- whats your country?…Austria…aaa Australia…no Austria/ Europe…aaa Australia…no Austria…??? Ich kann euch gar nicht sagen wie oft am Tag ich diesen Dialog führe- ich bin echt froh, dass ich eine Landkarte am Arm tätowiert habe und ich ihnen dann immer zeigen kann wo Österreich liegt 😉 ! Manchen sagen dann aaa Wien! Echt schräg!
Das demütige Verbeugen bei der Begrüßung ist auch eine sehr nette Geste und zeigt sehr viel Respekt voreinander!
Die Hilfsbereitschaft kennt hier keine Grenzen, vor Allem die Ohrenros werden hier total geschätzt!
Letztens ging ich so dahin, da ist ein Auto vorbeigefahren und plötzlich stehen geblieben, ein Mann stieg aus und gab mir einen Energydrink, Kekse und Zuckerl. Und einmal bin ich mit Takamoto vor einem Tempel gesessen, da kam ein Mopedfahrer und gab jedem von uns ein Sackerl Fressalien, und was zu Trinken. Vor ein paar Tagen hab ich eine Pause vor einer Wäscherei gemaht, da kam eine Frau und hat mir was zu Trinken vom Automaten heruntergelassen. Eine Frau ist mir schon mal mit dem Rad nachgefahren und hat mir Krapfen geschenkt. Orangen bekomm ich fast täglich in die Hand gedrückt- es ist echt der Wahnsinn!
Wenn ich nach dem Weg frage, bringen sie mich meistens gleich selber hin- ich versteh ja nicht was sie sagen 😉 !
Das Wetter ist ein Traum, meistens ist es so 3-4 Tage schön und hat um die 25 Grad, und dann ist wiedermal ei Regentag- aber dann so richtig. Das muss aber auch so sein, damit es hier so schön grün sein kann!
Wenn es regnet sehe ich immer aus wie eine schwangere Schildkröte 🙂 hinten den Rucksack, vorne meine Tasche, und darüber einen riesigen grünen Regenmantel und den Stohhut (natürlich auch mit wasserdichter Schutzhülle! Einmal ist es schon passiert, dass ein riesen Lastwage an mir vorbeigefahren ist, und neben mir eine riesen Pfütze war- das war als wäre ich kurz untergetaucht!!
Die Wege an sich sind leider zu 90% auf der Straße, desswegen sind meine Füße auch so beleidigt- ich weiß nicht ob sie mir das je verzeihen werden?! Ich rede ihnen gut zu und versuche sie so oft wie möglich zu massieren um die Schmerzen ein wenig in den Griff zu bekommen. Manchmal stehe ich bei einer Ampel, und weiß nicht ob ich es schaffe schnell genug zu sein um die Straße zu überqueren bis die Grünphase wieder vorbei ist :-)! Ich muss ja oft mit mir selber lachen- Morgens wenn ich starte sehe ich aus als würde ich keine 5 Meter mehr gehen können, ab ca. 1 Stunde haben sich die Muskeln ein wenig gelockert und es geht ein paar Stunden gut dahin. Dann glaube ich immer keinen Schritt mehr gehen zu können, und sehe auf die Uhr und es ist noch nicht mal Mittag und ich hab noch nicht mal die Hälft der geplanten Strecke geschafft. Wenn ich auf der Straße unterwegs bin und am Rand ein wenig Moos wächst, oder Blätter liegen versuche ich immer auf denen zu gehen, damit irgenetwas zwischen meinen Füßen und em Asphalt ist :-). Sobald ich auf Waldwege mit Steigungen kommen geht es super dahin, das bin ich von zu Hause gewöhnt.
Ihr seht also ich gehe hier an meine Grenzen, und ab Mittags darüber hinaus ;-)!!
Es gibt Momente da frag ich mich warum ich das eigentlich mache, aber trotz aller Strapazen macht es mir extrem Spaß das hier machen zu können! Ich bin dankbar und froh hier sein zu können! Ich lerne hier so viel fürs Leben, und schließe Freundschaften und Bekanntschaften die ich auf anderem Wege nie machen würde! Wenn ich daran denke, dass ich jetzt schon mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt habe, bin ich fast ein wenig traurig, dass diese spannende Wanderung bald ein Ende hat.
Unsere Gruppe hat sich leider auch schon ziemlich reduziert! Das Mädchen (ihr Name ist Sayo) hat nach Tempel 30 aufgehört- keine Ahnung warum, aber das hat sie von Anfang an so geplant.
Takamoto musste leider nach Tempel 39 kurz unterbrechen, weil seine Frau krank geworden ist, aber er hat vor in ein paar Tagen wieder zu kommen und weiter zu machen, und Tsuda und mich einzuholen- so schnell wie der ist klappt das bestimmt!
Momentan sind also noch Tsuda und ich übriggeblieben, und er macht sich jeden Tag ein wenig Sorgen darüber, dass er jetzt alleine mit einer jungen Frau unterwegs ist 🙂 …
Nun dann bis bald meine Lieben,
ich freu mich von euch zu hören / lesen.
Dickes Bussl aus Kuma-kogen Town ( Tempel 44)