… und ein paar Japaner 🙂 ! Ja ich gehe und gehe und gehe- an den Rucksack habe ich mich schon gewöhnt ( hab ein paar Sachen in das Hotel geschickt in dem mein großer Rucksack auf mich wartet)- ich brauch also niemanden mehr der ihn mir trägt, aber neue Füße wären nicht schlecht. Ich hab auf beiden Füßen Blasen in der Größe von ca. 3cm Durchmesser. Ich bin teilweise auf Flipp Flopp umgestiegen um schneller gehen zu können als 1km/h 🙂 ! Kurz vor Tempel 18 ist ein alter Japaner (auch ohenro) mit dem Rad bei mir vorbeigegangen und hat mich gefragt, ob alles ok ist, und mir gleich ein paar Zucker geschenkt 🙂 . Ich muss schon ziemlich fertig ausgesehen haben. Naja, ich bin es ja auch nicht gewöhnt jeden Tag ca. 10 Std. zu gehen, aber das wird schon 🙂
Mittlerweile bin ich Mitglieder in einer ohenro-Gruppe. 3 Japaner und ich- Mr. Tsuda, Takamoto und ein Mädchen, von dem ich bis heute den Namen nicht weiß, weil sie leider kein Wort englisch spricht 🙂 ! Das sind sowas wie Hardcore-Pilgerer- echt hart denen nachzukommen, obwohl die beiden Männer 60 und 63 sind! Die haben alles durchgeplant, und kümmern sich jetzt liebevoll um mich. Mr. Tsuda hat gemeint- we’re not your parents, but we’re your japanese parents 🙂 ! Mal schaun wie lange ich denen nachkomme!
Momentan habe ich 36 Tempelbesichtigungen gemacht und bin ca. 370km gegangen, ich hab als noch 52 Tempel, und 830km vor mir- meine Besichtigungen haben sich auch schon ein wenig geändert- Takamoto hat mich in das Ritual eingeweiht.
Grundsätzlich geht jeder für sich, und wir treffen uns immer nur Abends beim essen, aber wir laufen uns öfter über den Weg und gehen dann ein paar Schritte gemeinsam. So funktioniert das hier eigentlich mit jedem. Ich bin schon mal einen Tag mit einem Australier gegangen, der hat mir ein paar coole Tipps gegeben 😉 ! Einem deutsch-sprechenden Deutsch-Franzosen bin ich auch schon begegnet. Es ist einfach der Hammer was für Leute man trifft, und was man alles erlebt- echt cool!! Gefällt mir 😉
Und plötzlich verändern sich deine Dimensionen völlig, und wenn es heißt- a morgen gehen wir nur 23km, denkst du-ah cool morgen mal ein kurzer Tag- nett 😉 …
Die Zugfahrt nach Shikoku verlief recht angenehm, ich musste 2 Mal umsteigen, und meine Züge wurden immer kleiner 🙂 .
Als ich dann in Bando ausstieg, war auch gleich ein Taxistand vor dem Bahnhof und ich dachte mir- perfekt gleich auf ins Hotel, dass ich noch von Tokio aus reservierte, und mein schweres Gepäck losewerden. Naja… da sprach niemand ein Wort englisch, und obwohl ich ihnen die Adresse zeigte, taten sie so als würden sie sich nicht auskennen. Ich bin dann mal zum ersten Tempel gegangen und hab mir die wichtigsten Pilgerutensilien gecheckt- ein weißes Hemd, ein Stock, ein Hut und ein Buch für die Stempel und Kalligraphien- noch mehr zu schleppen! Und dann ist hat es zu meinem Glück auch noch zu regnen begonnen- yeayh! Völlig planlos stand ich kurz da, und überlegte wie ich ins ca. 40km entfernte Hotel kommen soll??? Ich ging zurück zum Taxistand und versuchte es noch einmal. Meine 2 neuen Lieblingswörte sind übrigens „sumimasen, wakarimasen“- Entschuldigung, ich verstehe nicht :-)! Wir haben wieder wild gestikuliert und dann hat mir die Frau eine Zahl aufgeschrieben- 710.000- whaaaaaat- das wären umgerechnet ca. 5.772€!! Ich hab die Augen aufgerissen, war völlig schockiert, und sagte dass es zu teuer ist, dann hat sie nocheinmal eine Zahl aufgeschrieben 7.000 🙂 okay, okay- perfekt, das nehm ich! Mittlerweile bin ich draufgekommen, dass die Japaner vor der Zahl immer ein Yen-Zeichen machen, dass für mich aussieht wie eine 7 😉
Also auf ins Hotel- es war wirklich fast eine Stunde Fahrt. Dort angekommen verstand wieder fast keiner ein Wort englisch- shit! Wir sind dann zu viert dagestanden und haben überlegt was ich heute esse- weil ich ja „bejitarian“ (Vegetarier) bin. Wir haben es geschafft und ich durfte endlich aufs Zimmer. Derjenige der 3 Leute der am Besten, aber immer noch nicht wirklich, englisch sprach stand dann vor meiner Tür, und hat irgendwas auf japanisch dahergeredet- er wollte mir etwas zeigen- glaubte ich, also bin ich einfach mitgegangen… Er stieg in seinen schwarzen Bus…und ich auch. Wir fuhren in ein Geschäft- im Nachhinein hab ich gecheckt was er wollte- er hat gesagt er fährt jetzt in das nächstgelegene Geschäft, ob ich etwas brauche 🙂 naja wer hier japanisch spricht ist klar im Vorteil!! Ich hatte natürlich kein Geld mit- wußte ja nicht, dass wir in ein Geschäft fahren, er hat bezahlt und es sich nicht nehmen lassen es als Geschenk zu betrachten. Danach hat er mir dann noch gezeigt wo der Onsen (soetwas wie ein heißes Thermalbad) ist, hat mir gecheckt, dass ich meinen großen Rucksack während meiner Pilgerreise hierlassen darf, und dass mich morgen jemand zum Tempel Nr. 1 zurückbringt- sehr nett!!!
Und seither geht es so dahin. Die Leute hier sind einfach der Hammer. Ich weiß gar nicht wie ich mich bei ihnen bedanken soll- weil es so unglaublich ist!!
Am Nächsten Tag wurde ich also zum Tempel Nr. 1 gebracht, und mein Tagesziel waren die ersten 10 Tempel- da sie nicht weiter auseinander liegen- jeder dem ich davon erzählte hat gesagt, das geht nicht, aber da ich die Rituale in den Tempeln auf ein Minimum beschränke (bin ja kein Buddhist) war ich guter Dinge!
Im Normalfall sieht ein vollständiges Ritual folgendermaßen aus:
vor dem Eingangstor verbeugen
Hände und Mund waschen
die Glocke läuten
bei der Haupthalle Kerze anzünden und das Sutra beten (keine Ahnung wie oft- aber oft)
bei der Daishi Halle dasselbe nochmal (Kobo Daaishi ist der Begründer des Pilgerwegs)
dann den Stempel und die Kalligraphie im Büro holen
wieder vor dem Eingangstor verbeugen
bei mir sieht es so aus- Hände waschen, andächtig den Tempel ansehen und vor dem Haupttempel und dem Daishi Tempel beten, und mir dann den Stempel holen…
Also hab ich am ersten Tag 10 Tempel geschafft! Bin total stolz auf mich- laut meinen Unterlagen waren das ca. 33,2km.
Die Tempel sind wunderschön und aufwändig verziert!
Ich hab wieder total nette Leute kennengelernt, und jeder mit dem ich irgendwie ins Gespräch komme will mir helfen!
Ich bin dann vom Tempel 10 abgeholt worden 🙂 wieder vom netten Mann von gestern- er heißt Yuishin- und er hat gemeint er bringt mich morgen Früh zum Tempel Nr. 11 und reserviert mir für den nächsten Tag nach Tempel 12 ein Minshuku (eine Pension)- sehr fein!
Tempel 12 ist eine ziemliche Herausforderung- bergauf, bergab, bergauf, bergab- und das ganze ca. 20km mit ca. 12kg Gepäck, aber total schön!! Tagesetappe ca. 36km!
Am nächsten Tag ging es ähnlich weiter zu Tempel 13- wieder 20 km bergauf, bergab. Aber die nächsten Tempel waren nicht so weit entfernt, also hab ich auch noch Tempel 14, 15 und 16 gemacht und dann dort nach dem nächstgelegenen Minshuku gefragt. Tagesetappe ca. 34,7km.
Der Oberabt bei Tempel 16 hat mir eine Karte gegeben auf der ein Minshuku markiert war- naja Minshuku wars keines- es war eine kostenlose Unterkunft für Pilgerer, aber der Mann dort war gleich total nett. Er hat gefragt ob ich Hunger hab, und ich hab ja gesagt, dann hat er gesagt osettai (Geschenk an Pilgerer) und hat mich zum Essen in ein Cafe eingeladen. Dann hat er eine Freundin organisiert die etwas englisch spricht und die ist dann extra gekommen um mir zu übersetzen! Ich hab gefragt wo ich ins Internet kommen könnte- da ich beim Frühstück im Fernsehen gesehen habe, dass ein Erdbeben in der Nähe war und zu Hause Bescheid geben wollte, dass es mir gut geht! Dass mit dem Internet ist hier gar nicht so leicht wie ich mir dachte! Sie haben ca. 1 Std. herumgecheckt wie ich zu einem WLAN kommen könnte, und haben mich dann schlussendlich zu einem Hotel gefahren wo ich ins WLAN gehen konnte. 🙂 Dann hat er mich wieder zurück in die Unterkunft gebracht. Am nächsten Morgen hat er sich noch verabschiedet, und mir seine Karte gegeben- falls etwas ist soll ich anrufen, oder anrufen lassen- sehr nett! Ich bin total begeistert!
Da ich total erledigt bin habe ich an diesem Tag dann nur den nächstgelegenen Tempel 17 gemacht und mich dann auf die Suche nach einem netten Hotel mit WLAN und Bett gmacht, und hab auch eins gefunden- hier sitz ich gerade und schreib meinen aktuellen Bericht 🙂 Heute ist Sonntag- Tag der Ruhe!
Wie ihr seht geht es mir echt super- das Reisen alleine macht echt Spaß- wenn mir nur jemand mein Gepäck tragen würde 😉 …
Bis bald ihr Lieben ich drück euch und denk an euch!
Ich habe mir Tokio im Vorhinein laut, schnell, hektisch und verwirrend vorgestellt. Verwirrend ist es auch ein wenig, aber überraschend gechillt. Man darf sich die Einheimischen hier nicht so vorstellen wie dijenigen die wir auf Reisen sehen, das darf man bei uns Österreichern auch nicht, oder?!
Am ersten Tag habe ich versucht mich ein wenig zu orientieren- so ohne Karte und so 🙂 aber ich hatte irgenwann dann keine Ahnung mehr wo ich eigentlich bin. Ich hab mich an einem Hochhaus orientiert, dass gleich neben meinem Hotel war, aber von denen gibts hier so viele… 🙂 egal hab mich dann zum zweiten Mal an dem Tag ins Taxi gesetzt und mich heim bringen lassen 😉 die Türen der Taxis öffnen und schließen sich automatisch und es herrscht übrigens Linksverkehr! Am zweiten Tag hab ich’s dann mit der Karte versucht- und es hat funktioniert, bin ja Gott sei Dank nicht zum ersten Mal in einer Großstadt 🙂
Mein Zimmer besteht, wie ihr ja alle wisst, aus einer Kapsel- es ist überraschend nett. Es ist soetwas wie ein Schlaftsaal, aber mit 18 einezlnen Betten, die man verschliesen kann. Und die Kapsel hat jeglichen Komfort den man sich nur vorstellen kann- Flatscreen, Radio, jegliche Stecker zum Aufladen aller Geräte, einen aufklappbaren Tisch, eine Klimaanlage,…was will man mehr? :-)! Aber das ist noch gar nichts gegen die WC’s- alles vollautomatisch!!
Die Verständigung ist auch ein wenig zaghaft, oft bin ich mir nicht sicher, ob sie englisch oder japanisch mit mir reden, da hört man kaum einen Unterschied- das lässt mich positiv an die Kommunikation auf Shikoku denken :-)- das wird spannend!
Meine Füße laufe ich mir hier schon platt, und zwei kleine Blasen hab ich auch schon- gibt es eine bessere Vorbereitung auf 1.300km Fussmarsch?! Die Distanzen sind auf der Karte so vollkommen anders als in Echt :-)!
Die Stadt an sich bietet alles was man sich nur vorstellen kann, und der Kontrast zwischen Alt und Neu ist hier besonders spannend. Die Parks sehen oft aus wie Urwälder sind total verwachsen und wunderschön, und daneben stehen die gläsernen Wolkenkratzer die nicht weniger schön anzusehen, aber schwierig für die Orientierung sind, weil sie oft einander verdecken ;-).
Aber nun zu den Sehenswürdigkeiten:
Den Kaiserpalast darf man nur vom Park aus besichtigen, aber der ist wunderschön und weitläufig, und um den Palast verläuft ein Burggraben.
Shibuya Crossing die meist fotografierte Kreuzung der Welt- im Vorfeld habe ich gelesen, dass ca. 15.000 Menschen die Straßenseiten wechslen bei einer Ampleschaltung- das war etwas übertieben, glaube ich, aber vielleicht hat es daran gelegen, dass Sonntag war als ich dort war ;-)!
Und gleich daneben steht die Statue von Hachiko, dem Hund der dort jeden Tag auf sein Herrchen gewartet hat, auch noch 10 Jahre nachdem dieser gestorben war.
Es gibt hier sogar einen Eiffelturm, der dem in Paris nachgebaut wurde, aber etwas kleiner und rot weiß angstrichen ist, und Tokio Tower heißt.
Das Tokio Metropolotan Building, zu deutsch Rathaus, ist ziemlich impulsant, und man kann kostenlos in den 45 Stock rauffahren und die Aussicht genießen. Ich habe das genutz um mich besser zu orientieren, ich hab nämlich schon zum 2. Mal den Meijin-Schrein vergeblich gesucht, und von oben dann endlich den Weg dorthin gefunden.
Der Meijin-Schrein steh im Yoyogi Park, und der ist der Hammer, so einen schönen Wald habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Der Schrein selbst war auch sehr beeindruckend, aber da ich diese ganzen Rituale ja bald 88 mal machen werde habe ich mich diesmal ausgeklinkt und bin weiter.
Zum Uneo-Park, der ist riesig, da kann man Bootfahren, in den Zoo gehen,… aber ich habe im Park gleich im Hintergrund den
Tokio Skytree stehen sehen, und musste sofort hin. In meinem Reiseführer steht, dass er das Zweithöchste Gebäude der Welt ist, aber ich bin mir bei der Richtigkeit der Angaben nicht mehr so sicher (siehe Shibuya Crossing). So nahe er auch ausgesehen hat, so weit war er weg, anscheindend ist er doch nicht so klein, der Weg war elendig lange, aber wie durch Zufall bin ich am
Asakusa-Kannon-Tempel vorbeigekommen (wenn ma net ois z’Fuass geh, goi Chris) der ist reisig und echt schön und es wimmelt von Menschen dort. Man sieht sogar einige Geisha’s.
So jetzt gehts ab ins richtige Abenteuer.
Ich hoffe ich hab öfter mal WLAN-Zugang auf Shikoku, damit ich euch auf dem Laufenden halten kann.
…das ist der Name des Pilgerwegs den ich auf Shikoku gehen werde. Die Strecke ist ca. 1.300km lang und es befinden sich 88 buddhistische Tempel auf diesem Weg. Ich freu mich euch auf diesen Weg mitnehmen zu können…